Dienstag, 17. Oktober 2017, 19:30 Uhr
mit
Josef Putzer (Architekt, Bozen)
Ort
Klaus Fröhlich Hörsaal (B 302)
Hauptgebäude der Leibniz Universität Hannover
Welfengarten 1, 30167 Hannover
Stadtbahnen 4/5 bis Leibniz Universität
Abendkasse
4 EUR oder 0 EUR unter 25
Die Alpen galten lange als eine unzugängliche Gegend und als geologisches Hinderniss. Für die technische Fantasie wurden sie dadurch zur Herausforderung. Davon berichten Josef Putzer & Co. in ihrem Sachbuch »Technik in den Alpen«. In zwölf Kapiteln schildern die Autoren, wie Ingenieure und Baumeister die Alpen mittels Technik erschlossen und zivilisiert haben und wie sich die Alpen dadurch verändert haben.
Die vorgestellten Straßen, Brücken, Tunnel, Sperrwerke, Seilbahnen und Bergstationen wirken durchgehend spektakulär. So ist die Staumauer Grande Dixence im Kanton Wallis an ihrer Basis 200 Meter dick – sechs Millionen Kubikmeter Beton wurden für Ihren Bau benötigt. Ein ebenso imposantes Betonbauwerk ist die Ganterbrücke auf der Simplonpassstrasse in der Schweiz – 700 Meter Spannweite, verteilt auf 7 Pfeiler. Die Südrampe des Passo San Boldo in Venetien führt eine nahezu senkrechte Felswand hinauf – nur durch fünf in den Fels gesprengte enge Kehrtunnel und sechs Brückenbauwerke war dieser Coup zu meistern.
Manchmal scheint sich die Jagd nach Superlativen zu verselbständigen. So zählt die Triftbrücke im Kanton Bern »zu den längsten« begehbaren Hängeseilbrücken. Die Stanserhorn-Bahn am Vierwaldstättersee wartet mit einem »einzigartigen Cabrio-Deck« auf. Und die Wildspitzbahn am Pitztaler Gletscher ist nicht nur »Österreichs höchste Seilbahn« – oben auf der Bergstation in 3.440 Meter Höhe befindet sich freilich auch »Tirols höchstes Kaffeehaus«.
Schließlich ist Josef Putzer bei aller Liebe zur Technik und Baukunst auch ein nachdenklicher Beobachter. Zuweilen geht ihm die technische Transformation dieses einzigartigen Naturraums zu weit. Spätestens beim Thema Skitourismus sieht er die Akteure auf einem Crashkurs gegen Natur und Landschaft.
Autorentrio
Buchcover
Kulturteil der HAZ