Kanalschifffahrt

Im Magazin der Technischen Informationsbibliothek (TIB) wird ein fast hundert Jahre altes privates Album aufbewahrt, in dem der Bau eines Lastkahns aus Beton für die Kanalschifffahrt fotografisch dokumentiert ist. Wer der Geschichte nachspürt, landet bei Versuchen einer Mindener Werft, Betonkähne in Serie herzustellen. Nach Ende des Ersten Weltkrieges wurde zu diesem Zweck die MEWAG (Mindener Eisenbetonwerft Aktiengesellschaft) gegründet. Treibende Kraft war der neue Leiter der gegenüberliegenden »Staatswerft« des Staatlichen Schleppmonopols Wilhelm Teuber, der über entsprechende Patente verfügte. Man erhoffte sich große Geschäfte und diente die Betonkähne Frankreich sogar als Reparationsleistung an.

Die fixe Idee erlitt im wahrsten Sinne des Wortes Schiffbruch, denn schon dem zweiten Prototyp wurde vom Schleppamt Hannover die Fahrerlaubnis entzogen. Ingenieur Teuber verließ Minden enttäuscht und die heute noch im Industriehafen ansässige Werft ging in Familienbesitz über.

Anhand von wiederentdecktem Bild- und Archivmaterial erzählt Bernd Ellerbrock diese in Vergessenheit geratene Episode und zeichnet die Biographie eines Ingenieurs nach, der ein glühender Anhänger der Nationalsozialisten war und in späteren Jahren erste Patente für Windkraftanlagen anmeldete. Der Lichtbildvortrg entführt in eine Zeit, als auf den Kanälen noch die Schleppschifffahrt vorherrschte und als wichtigstes Gut Kohle aus dem Ruhrgebiet transportiert wurde.